17.2.25
Buch-Rezension: Irgendwas mit Film - Perspektiven junger Filmschaffender

Buch "Irgendwas mit Film" von Bent Evers
Rezension 30. Januar 2025
Bent Evers, viele Jahre selbst Script Supervisor, führt in 45 Interviews durch die verschiedenen Gewerke der Filmproduktion. Und schafft damit einen tiefen Einblick.
Die Branche "Film" wird weit gefasst: Die Interviewten berichten aus Erfahrung in europäischen Arthouse-Kinoproduktionen, Pay-TV-Dailys oder Werbedrehs. Sie sind größtenteils jung und einige auf der Reise zu ihren endgültigen Positionen. Soweit es die gibt.
Die Beweggründe für den Weg in die Filmproduktion sind sehr unterschiedlich: Ambitionen und Motivationen liegen sehr weit auseinander. Die Interviews zeugen von Enthusiasmus und Anziehungskraft trotz eindrücklich beschriebener Härten, aber auch vom rationalen Kalkül und der Ankunft in der "Brot-und-Butter"-Realität des Business.
Unter dem Sammelbegriff der "Filmschaffenden" liest man von Künstler:innen, pragmatischen Organisations-Zauberern oder handfesten Stunt-Menschen. Sie müssen zusammen finden, die Bedeutung von Team-Fähigkeit wird mitunter sehr deutlich.
Es gibt keinen optimalen Einstieg, von Film-Uni bis Quer-Einstieg ist alles möglich. Die Vorteile und Grenzen von "Film studieren" werden klar und immer wieder wird die Bedeutung von Netzwerken betont.
Durch die vielen Umbrüche der letzten Jahrzehnte (schmalere Budgets, neue workflows) ist viel Erfahrungs-Wissen verschwunden und es konnte keine Nachfolge geschaffen werden. Der Anpassungsdruck ist hoch. Neue professionelle Abläufe etablieren sich fortlaufend.
Fast durchgehend wird beim Einstieg von Learning-by-Burning berichtet. Viel Mut und viel Lern-Willen hilft. Nichtsdestotrotz träumt der eine oder andere davon: "Eigentlich würde ich am Anfang gerne erfahren, wie man's richtig macht". Ausbildungsberufe im Filmbereich sind Mangelware.
Das Betätigungsfeld ist nichts für Menschen, die nach Sicherheit, Beständigkeit und hohem Verdienst suchen, zumindest nicht in der Kombi. Und es wird schnell klar, das man auch das Arbeitsrecht als "nice-to-have" betrachten muss - das scheint im Jahr 2024 weiterhin eher die Regel als die Ausnahme zu sein. Die Beschäftigungsverhältnisse variieren von Festanstellung, über das etablierte "auf Produktionsdauer beschäftigt" bis hin zu selbstständiger freiberuflicher Tätigkeit: Die gängigen Formen von deutschen Arbeitsverhältnissen passen auf die Branche mehr schlecht als recht.
Fazit:
Beim "Film" einzusteigen ist nichts für Angsthasen, man muss lernfähig und ausdauernd sein. Das Buch kann nicht nur jungen Filmschaffenden bei der Orientierung helfen. Trotz der hohen Anzahl Interviews bleibt es abwechslungsreich und bis zum Schluss lesenswert.
(Text: Gundel Breuer, Projektleitung "Movies in Motion" beim BJF)
Bent Evers
*Irgendwas mit Film
Perspektiven junger Filmschaffender / 45 Interviews
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